Omni-Channel Marketing am 1. ITB Summit
Was verstehen Sie unter«Omni-Channel Marketing»? Zum Trendthema «Omni-Channel Marketing» fand am Dienstagnachmittag zum ersten Mal der «ITB Summit» statt. Obwohl fast nur Online-Marketing Themen und kaum klassische Kanäle beleuchtet wurden, bildete die hochkarätig besetzte Veranstaltung einen spannenden Auftakt zur 48. Ausgabe der weltgrössten Tourismusmesse, der ITB Berlin.
„Apps will drive travel“
Eröffnet wurde der Nachmittag vom „Head of Travel“ bei Facebook, Lee McCabe, mit dem Thema „The Future of Travel Marketing: Social goes Mobile“. McCabe vertrat dabei die Ansicht, dass mobile Apps in Zukunft im Tourismus noch sehr viel wichtiger werden. Bis dahin müssen sich allerdings unsere Gewohnheiten noch massiv ändern: In einem der folgenden Referate wurde nämlich festgehalten, dass der Durchschnittsnutzer etwa 23 Apps auf seinem Smartphone installiert hat, von denen er gerade mal 10 regelmässig verwendet…
„SEM and SEO are must-haves!“
Interessante Fakten zum Thema „Customer Journey“ präsentierte Matthias Hartmann, CEO der GfK-Gruppe: Wurden im Jahr 2008 noch 42% aller Reisen vollständig offline recherchiert und gebucht, waren es 2012 nur noch 10%! Allerdings: Der Anteil der „online only“ Reisen liegt mit 14% nur wenig höher – die grosse Masse von 75% nutzt somit Online- und Offline-Kanäle. In einem Beispiel mit 22 Touchpoints zeigte Hartmann zudem auf, wie extrem komplex die Customer Journey sein kann. Auf diesem langen Weg spielen natürlich auch Suchmaschinen eine wichtige Rolle, SEM und SEO sind deshalb für Hartmann absolut unverzichtbar.
Die Omni-Channel Falle
Eindringlich warnte Ralph Poser davor „alles – überall – gleich“ zu machen. Der Geschäftsführer Strategie der Hamburger Kommunikationsagentur Kolle Rebbe (u.a. Werbung für Lufthansa und TUI) demonstrierte die auch im Tourismus grassierende Austauschbarkeit der Werbebotschaften. Um dieser zu entgehen und zur Stärkung der eigenen Marke, plädierte Poser für mehr Relevanz und Kreativität. Insbesondere empfahl er, jeden Kanal sorgfältig zu evaluieren und die Botschaft kanalgerecht aufzubereiten – und eben nicht einfach alles überall gleich zu machen.
2nd und 3rd Screen auf dem Vormarsch
In den folgenden Referaten von Jörg Trouvain (CEO ProSiebenTravel GmbH), Harald Kratel (Managing Director Bundesverband Digitale Wirtschaft BVDW e.V.) und Dr. Ansgar Mayer (Chief Product Officer Computer Bild Gruppe) war unter anderem zu erfahren, dass in Deutschland bereits 67,6% der 14- bis 49-jährigen regelmässig beim Fernsehen (mindestens) einen 2nd Screen wie Smartphone, Tablet oder PC verwenden. Laut Kratel erwarten zudem 76% der User, dass Webseiten auf Mobilgeräten gleich gut dargestellt und bedienbar sind, wie auf dem PC. Interessant war darüber hinaus die Feststellung, dass Marken heute oft quasi als „Sub-Brand“ von Google (Suche) oder Facebook (Fanseiten) wahrgenommen werden.
Abgerundet wurde das Programm mit einer kontroversen Diskussion über die Zukunft der Marketingkommunikation. In dieser Runde kam mit Stefanie Schulze zur Wiesch (Chief Marketing Officer, TUI Deutschland GmbH) die einzige weibliche Stimme des ITB Summit zu Wort. Mit erfrischenden, pointierten Aussagen („Raus aus dem (TV) Einheitsbrei, rein in das Thema Online“) vertrat sie ähnliche Ansichten wie TUI-Werber Poser.
Insgesamt war der ITB Summit eine äusserst interessante und zugleich ausgewogene Veranstaltung – schon jetzt darf man auf die zweite Ausgabe im kommenden Jahr gespannt sein. Allerdings: Etwas mehr „weibliche Intuition“ würde dem Anlass bestimmt nicht schaden – zumal der Tourismus als typische „Frauenbranche“ gilt und oft auch Frauen das letzte Wort bei der Ferienplanung haben.